11 - Provinzialheilanstalt Gütersloh


"Frauenseite" der Provinzial-Heilanstalt Gütersloh - Historische Postkarte von ca. 1930 - coloriert

Historische Aufnahme Geamtpanorama Provinzial-Heilanstalt - Quelle: LWL




(Luftbild Google-Earth: die ehem. Provinzial-Heilanstalt Gütersloh (heute Westfälische Klinik Gütersloh - Lageplan Westfälische Klinik Gütersloh)



































(Frauenhäuser in der Anstalt Gütersloh - zeitgenössische Postkarten)




(Flur in der Psychiatrie um 1940  - Anstalts-Tagesraum und Speisesaal)


Aufenthaltsraum Frauen Provinzialheilanstalt Gütersloh
Quelle: Festschrift "EinJahrhundertProjekt" - 100 Jahre Gütersloh
Von der Provinzialheilanstalt zum LWL-Klinikum Gütersloh



Gütersloh war unter den Psychiatern europaweit bekannt wegen der damals "fortschrittlichen" modernen Arbeitstherapie, die Dr. Simon, der Vorgänger von Dr. Hartwich als Anstalts-Direktor in Gütersloh, begründete und zur Tagesstrukturierung unter dem Oberbegriff "Aktivere Krankenbehandlung" hier einführte.


Kartoffelschälen als Therapie - was Erna Kronshage aber auch schon von Zuhause gut kannte ...
















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Erna Kronshage wurde anfangs mit Kartoffelschälen beschäftigt - später wurde sie in der ebenfalls von Zuhause gewohnten Tätigkeit in der Anstaltsgärtnerei beschäftigt -
  • "...und arbeitet doch auch ganz fleißig..." 
so Dr. Hartwich, Anstaltsdirektor in Gütersloh, am 10.05.1943 zur Arbeitsleistung von Erna Kronshage.















Arbeitstherapie: Feld- und Gartenarbeit




















(Anstalts-Badezimmer)
"Therapeutisches Dauerbad" gegen Schizophrenie, wobei der 
Kopf in eine Segeltuchöffnung eingeklemmt wurde....





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Inwieweit in der Heilanstalt Gütersloh 1942 auch die damals durchaus üblichen Schizophrenie-Therapiemaßnahmen eines "Dauerbades" und "Nasse Kalt-Ganzkörper-Wickelungen" noch angewandt wurden, und ob sie Erna Kronshage betrafen, kann nicht genau festgestellt werden. 

Die Zeitzeugin Dorothea Buck hat in Bethel, nur 35 Kilometer von Gütersloh entfernt, zu jener Zeit (Ende der 30er  - Anfang der 40er Jahre) diese Torturen noch kennengelernt, die sie heute als reine "Disziplinierungsmaßnahmen" einordnet.

"Medizinisch-Wissenschaftlich" wollte man mit solchen extremen Eingriffen die Körperabläufe mit der Selbstregulations-Reaktion stimulieren, und somit etwas "ableiten" - das "Quälende", die "Last", die "Stimmen", das "Bedrückende", wie auch mit den verschiedenen Schocks, mit denen man epileptische Krampfanfälle auslöste.
Man wollte die pathologischen und evtl. wahnhaften (Hirn-)Ablaufmuster (Stichwort: Reiz-/Reaktions-Schema) mit den extremen "therapeutischen" Interventionen unterbrechen - damit sich gegebenenfalls neue unbelastete "vernünftige", "gesunde" Verknüpfungen ausbilden konnten ... 

Nasser straffer kalter Wickel, der durch die Körperwärme erhitzt werden sollte ...



Frau Buck meinte zugunsten von Gütersloh, die dortige straff organisierte Arbeitstherapie habe solche Zwangsmaßnaghmen weniger notwendig gemacht - doch wird in den Unterlagen von Erna Kronshage auch explizit von den Cardiazolschocks gesprochen,"mit denen sie ruhiger wurde" ...

Die vielgepriesene "Gütersloher Arbeitstherapie" Simonscher Prägung - wie das Kartoffelschälen und die Gartenarbeit von Erna Kronshage - wurde in einem Untersuchungsbericht vom Mai 1942 durch die "Becker-Kommission" ("Millionen-Becker" s.d. = rechtes Sideboard [Links zur Nomenklatur]) als besonders personalsparend beschrieben: "die vielleicht etwas zu militärisch betriebene" Arbeitstherapie käme mit einem "Personalsatz" von "nur 1:9" aus.